Theater als Therapie – Das Theaterlabor 82
Neben
Tanz, Musik und Malerei zählt das Theater schon immer zu den ursprünglichsten
Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen. Das Drama oder die Komödie stellen
wesentliche Bereiche menschlicher Erlebnis- und Konfliktkonstellationen
(Liebe, Tod, Macht, Erotik, Freundschaft, Rache u.a.) auf der Bühne dar.
Um die dem Theater innewohnenden Möglichkeiten zu nutzen, bietet die
Asklepios Klinik Nord Ochsenzoll seit mehr als 6 Jahren
eine spezifische Form der Theatertherapie als festen Bestandteil
ihres psychotherapeutischen, psychiatrischen Behandlungskonzeptes an.
Diese konfrontiert die TeilnehmerInnen mit wirklichkeitsnahen Strukturen,
setzt abgestufte Anforderungen an Konzentration und Aufmerksamkeit. Die
Bewältigung theaterbezogener Aufgaben fördert die Leistungsbereitschaft
und stärkt das Selbstvertrauen in die eigenen
Fähigkeiten. Die
Kulissen, Masken und Kostüme werden von der Theatergruppe weitestgehend
selbst kreiert. Patienten
lernen, eigene Ideen themenzentriert zu entwickeln, sie kreativ zu
gestalten und erkennen, dass sie über ein breit gefächertes, wertvolles
Handlungspotential verfügen. Die Entscheidung, das jeweilige
Theaterprojekt schließlich öffentlich vor fremdem Publikum aufzuführen,
erhöht den eigenen Leistungsanspruch und trägt zu einer enormen Bündelung
der bis dahin entwickelten Fertigkeiten bei. Dass es gelingt, etwas
Anspruchsvolles zusammen zu gestalten, bedeutet für PatientInnen oft eine
tiefgreifende Lernerfahrung.
So konnte das Theaterlabor 82 bereits mehrere erfolgreiche Premieren
feiern: Im Neuen Cinema/Dt.
Schauspielhaus mit dem Stück „Der Diener zweier Herren“ von C.
Goldoni, an verschiedenen Orten mit der Komödie „Der Floh im Ohr“ von
Georges Feydeau, wie auch mit dem Stück „Pension Schöller“ von C. Laufs
& W. Jacoby. Improvisationstheater zu unterschiedlichen Themenreihen
und Anlässen rundet das Repertoire ab: „Das Spiel mit der eigenen
Komik“, „Mehr Schein als sein“ und „Irren bleibt menschlich“.
Vor ca. einem Jahr begannen die TeilnehmerInnen (Gruppengröße ca. 15
Personen) mit der Erarbeitung der Komödie „Einer muss der Dumme sein“
von G. Feydeau. Nach den beiden erfolgreichen Werkaufführungen des 1. und
2. Aktes vor einer begrenzten und vertrauten Öffentlichkeit können wir
nun das Gesamtstück präsentieren.
Zum
Inhalt des Stückes „Einer muss der Dumme sein“:
Paris,
ca. 1910
Lucienne
ist eine attraktive Frau, das findet nicht nur ihr Mann, der Rechtsanwalt
Vatelin. Sondern auch Ernest Redillon, ein Freund des Paares, der in
Lucienne verliebt ist und ihr ungeniert den Hof macht. Dazu kommt noch
Pontagnac, ein flüchtiger Freund Vatelins, der mit etwas weniger tiefen
Gefühlen das gleiche Ziel verfolgt. Lucienne lässt beide Verehrer
abblitzen, stellt ihnen aber in Aussicht, dass sie zum Fremdgehen bereit
sei, wenn ihr Mann ihr mit „gutem" Beispiel vorangehe. Maggy
Soldignac taucht auf, eine Londoner Affäre von Vatelin und sein einziger
Fehltritt. Sie bestellt den braven Rechtsanwalt in eine „Steig-Ab",
zum „Liebe machen" Da sie ihn erpresst, willigt Vatelin
widerstrebend ein. Ausgerechnet Pontagnac muss er nun davon erzählen, der
natürlich sofort seine Gelegenheit wittert. Er will Vatelin in dem anrüchigen
Hotel eine Falle stellen, um Lucienne von der Untreue ihres Gatten
zu überzeugen. Im „Ultimus" laufen sie sich dann alle über den
Weg oder aneinander vorbei: Vatelin, Lucienne, Pontagnac, Redillon,
Maggy, ihr Mann und weitere skurrile Figuren aus dem Feydeauschen
Kosmos...
Georges
Feydeau variiert in dem Stück „Einer muss der Dumme sein" einmal
mehr sein Lieblingsthema: Die erotischen Verstrickungen der französischen
Oberschicht. Es ist nicht nur witzig und unterhaltsam, sondern auch voll
psychologischer Doppelbödigkeit und lässt seine Akteure irgendwo
zwischen Contenance, entfesselten Gefühlen und Trieben auf dem Parkett
der Liebe tanzen (und gerne auch mal
stolpern!) Wer zum Schluss der Dumme ist, sei hier noch nicht verraten, nur
so viel: Der „schwarze Peter" wird immer munter hin und her
geschoben!
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